Wunderpflanze Esparsette

Wunderpflanze Esparsette

Esparsette – eine einzigartige Futterleguminose für Pferde

Liebe Pferdefreunde!

Man kann den Fortschritt nicht stoppen, auch im Bereich der Pferdeernährung nicht, selbst wenn solcher Fortschritt „nur“ eine Rückkehr zur Weisheit und zu den Erfahrungen unserer Vorväter bedeutet. Genau diese Art der Innovation verkörpert

die Wiederentdeckung der Esparsette,

einer längst vergessenen, doch vor vielen Jahrzenten sehr beliebten Futterpflanze für Pferde. Seit der Ablösung der landwirtschaftlichen Pferde durch Traktoren wurde, trotz ihrer einzigartigen Eigenschaften, die Esparsette (lat. Onobrychis viciifolia) leider kaum mehr angebaut. Auch für andere Tiere nicht. Aber warum eigentlich …?

Dr. John E. Sheehy, (Department of Animal and Plant Sciences, University of Sheffield, UK, 1982) erklärt uns, warum die Esparsette von der wesentlich ertragsstärkeren Luzerne verdrängt wurde. Zitat: „Esparsette ist etwas wie ein landwirtschaftliches Paradox: Aus der Sicht der Tierernährung scheint sie die begehrteste aller Futterleguminosen zu sein, vom Gesichtspunkt des Anbaus ist sie aber eine unerwünschte Pflanze, weil sie nicht gut wächst.“ Zitat Ende.

Die Esparsette ist eine Futterleguminose, die mit der Luzerne und anderen Hülsenfrüchten botanisch verwandt ist.

Die Esparsette stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, Südosteuropa und Sibirien und wurde mit der Besiedlung von Mitteleuropa vom Menschen mitgebracht. Der wissenschaftliche Name der Pflanze Onobrychis viciifolia besagt eine außerordentliche Schmackhaftigkeit der Esparsette, da  griechisch onos Esel und brychein gierig fressen bedeutet.

Es lohnt sich, die Esparsette als Futterpflanze für Pferde im direkten Vergleich zur Luzerne zu betrachten:

Während die Luzerne allgemein als eiweißreiche Futterpflanze bekannt ist, ist die Esparsette weniger eiweißreich, weist aber eine deutlich bessere Zusammensetzung des Proteins auf, das als optimal für Pferde bezeichnet wird.

Dank des hohen Anteils an essenziellen Aminosäuren (Lysin, Methionin und Threonin) unterstützt die Esparsette die Bildung starker Muskulatur, eines gesunden festen Hufhorns und einer gesunden und widerstandsfähigen Haut.

Dank der optimalen Qualität des Eiweißes wird auch die gesamte Futterration besser verwertet und die Nieren werden entlastet. Es wird weniger Harnstoff im Urin ausgeschieden und die Stallluft wird deutlich verbessert.

    

Der Stängel der Esparsette ist zart,

wesentlich weniger lignifiziert (verholzt), also nicht „stachelig“ wie bei der Luzerne. Deshalb ist die Faser der Esparsette ein ideales Substrat für eine gesunde Darmflora. Die Esparsette enthält so gut wie keine Stärke, zudem ist der Zuckergehalt niedrig, bis sechs Prozent.

Darüber hinaus verfügt die Esparsette im Vergleich mit der Luzerne über zahlreiche gesundheitliche Vorteile und wird deshalb auf Englisch oder Französisch als Sainfoin bezeichnet, was wörtlich „gesundes Heu“ bedeutet.

Die Esparsette wirkt antiblähend und wurmtreibend, stärkt das Immunsystem, stabilisiert den Magen-Darm-Trakt

und ist auch empfehlenswert bei einer problematischen Haut bzw. bei gereizten Schleimhäuten des Verdauungs- und Atemsystems.

Nicht zuletzt hat sich die Esparsette bei Kotwasser und Durchfall bewährt.

Die Esparsette enthält unter anderem spezifische pflanzliche Wirkstoffe, die die Nieren und Harnwege unterstützen, und wird deshalb z. B. in der italienischen Pharmakopöe als Heilpflanze bei Erkrankungen der Harnwege empfohlen.

Die Esparsette wurde noch nicht mit modernen wissenschaftlichen Methoden, weder als Heilpflanze, noch als Pferdefutter ausreichend erforscht. Im Vordergrund der Aufmerksamkeit der Agrarwissenschaftler standen bisher nur Kühe und kleine Wiederkäuer. Bei Schafen und Ziegen hat sich die

Esparsette nicht nur als besonders wertvolles Futter erwiesen, sondern auch als natürliches Entwurmungsmittel.

Die wurmtreibende Eigenschaft der in der Esparsette enthaltenen kondensierten Tannine wurde in wissenschaftlichen Studien belegt.

Man darf aber aus den Studien mit polygastrischen Wiederkäuern keine Schlussfolgerung auf monogastrische Pferde ziehen, auch was die wurmtreibende Wirkung der Esparsette anbelangt. Deswegen haben wir, mit der Unterstützung von Herrn Dr. Marcus Menzel und Frau Nana Keck aus der Tierarztpraxis Thurmading, 2015 und 2016 Esparsette Cobs als Futter, das die Population der Darmparasiten eindämmen könnte, testen lassen. Die Ergebnisse im Sinne der Wirkung gegen kleine Strongyliden und Verbesserung der Kondition der Testpferde haben unsere Erwartungen übertroffen. Es wurde bestätigt, dass Esparsette die Population von kleinen Strongyliden, die am häufigsten vorkommen, aber am schwierigsten zu bekämpfen sind, unter die Schadschwelle drücken und halten kann.

Trotzdem raten wir ausdrücklich davon ab zu versuchen, jegliche Schlussfolgerung der Studien mit Wiederkäuern auf Pferde zu übertragen. Um sicher zu sein, muss man immer ähnliche Studien mit Pferden durchführen, denn es würde uns nur in eine Sackgasse führen zu glauben, dass alle Pflanzenfresser bzw. ihre Verdauung und Physiologie ähnlich sind.

Es gibt ja gravierende Unterschiede zwischen polygastrischen Wiederkäuern und monogastrischen Pferden. Umso überraschender erscheinen daher pseudowissenschaftliche Artikel, die aus Studien mit Kühen hervorgehen und daraus Schlussfolgerungen für Pferde ziehen. Einen Mangel an wissenschaftlichen Studien mit Pferden kann man durch bloße Extrapolationen aus dem Bereich der Wiederkäuer nicht beseitigen.

Nun stellt sich aber eine Frage: Muss man eigentlich ALLES durch wissenschaftliche Studien erforschen und belegen? Reicht es uns nicht, einmal die von Generationen gesammelten empirischen Erfahrungen mit ein bisschen Demut anzuerkennen und sich auf die Weisheit unserer Vorfahren, die im Einklang mit der Natur und ihren Pferden lebten, zu verlassen? Muss man, bevor man ein Glas Wasser trinkt, unbedingt die chemische Formel, Tau- und Siedepunkt und weitere Eigenschaften des Wassers wissen? Oder reicht uns doch eine einfache empirische Erfahrung, etwa, dass frisches Wasser Durst stillen kann und erfrischend wirkt …?

Genau das gilt auch für die Esparsette: Man kann auf die gesammelten Erfahrungen der Generationen der Pferdehalter zurückgreifen und die Esparsette ohne Bedenken mit Erfolg verfüttern. Und das ohne jegliche Begrenzung, weil die Esparsette tatsächlich das geeignete Futter für jedes Pferd ist, mag das Pferd gesund oder krank, jung oder alt sein.

Im Zusammenhang mit der Esparsette wird oft auch über Tannine gesprochen und geschrieben.

Vollkommen zu Recht, weil die Esparsette bekanntlich sogenannte kondensierte Tannine enthält. Tannine sind eine Klasse der flavonoiden Verbindungen. Der Begriff Tannin geht auf das Wort Tanne zurück und bezieht sich auf die Holz-Tannine. Tannine sind für die Verdauung des Pferdes zweifellos sehr wohltuend. Trotz des bitteren und zusammenziehenden Geschmacks beißen Pferde intuitiv Holzzweige der Bäume und Sträucher gerne ab.

Mit dem Thema Tannine kommen wir zu einer weiteren typischen Sackgasse, wo einige Futterspezialisten festgefahren sind – nämlich, aufgrund des Gehalts an einem einzelnen Stoff bzw. an einer Wirkstoffgruppe die ganze Pflanze bzw. ihre Wirkung zu beurteilen. Einige Futterspezialisten sind entbehrlich durch den relativ hohen Gehalt an kondensierten Tanninen in der Esparsette verunsichert. Hier müssen wir zwei Dinge auseinanderhalten. Erstens sind die kondensierten Tannine nicht bitter, sondern süß, deshalb wird die Esparsette manchmal auch Süßklee genannt. Zweitens ist die Wirkung von kondensierten Tanninen auf die Schleimhäute im Vergleich mit der Wirkung von Tanninen, die in Gehölzen, Eicheln, aber auch z. B. im Rotwein oder Tee vorkommen, deutlich milder. Deshalb kann die

Esparsette nicht nur problemlos, sondern auch mit Erfolg bei verschiedenen Verdauungs- und Stoffwechselstörungen wie Kolikneigung, Durchfall, Kotwasser, Magengeschwür, Gastritis, Hufrehe, EMS, Cushing

usw. verfüttert werden. Alle möglichen Gesundheitsstörungen, die laut Literatur eine Überdosierung von Tanninen hervorrufen könnten, beziehen sich auf die Gruppe von hydrolysierbaren Tanninen, die auch Gallotannine bzw. Ellagitannine genannt werden. Dagegen sind die kondensierten Tannine der Esparsette, die in die Gruppe Catechin-Gerbstoffe gehören und auch als kondensierte Proanthocyanidine bekannt sind, in den von uns empfohlenen Fütterungsmengen absolut unproblematisch.

Fazit:

Die Esparsette kann man als ein „stärkefreies Kraftfutter“ mit Raufuttereigenschaften ansehen,

das nicht nur hochverdaulich ist, sondern auch dafür sorgt, dass die gesamte Futterration besser verwertet werden kann. Die Verfütterung der Esparsette unterstützt eine gesunde Verdauung, stabilisiert den Magen-Darm-Trakt, fördert eine gesunde Haut und ein glänzendes Fell.

Die Esparsette wirkt Blähungen entgegen,

was folglich die Gefahr von Koliken reduziert. Die Population der Darmparasiten kann durch die Verfütterung von Esparsette unter der Schadschwelle gehalten werden.

Die Esparsette ist ein ideales Ergänzungsfutter für alle Pferde,

nicht nur für gesunde, sondern auch für alters- oder krankheitsbedingt geschwächte Tiere. Jungpferde im Wachstum sowie tragende und laktierende Zuchtstuten profitieren ebenfalls von der guten Eiweißqualität und den darmstabilisierenden Eigenschaften der Esparsette.

Es gibt keine begründeten Bedenken zur Esparsette, die schon Generationen unserer Ahnen wie auch die Generation moderner Pferdehalter als ideales Pferdefutter zu schätzen wussten und zu schätzen wissen.

Jaroslav Trucka

und das Maridil-Team